Nun, ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass die Worte des EZB-Chefs Supermario Draghi zu einer fulminanten Rallye führten und die bis dahin trübe Wochenstatistik zu einem Erfolg machte. Die Wochenperformance gibt die zwischenzeitliche Panik kaum wieder, schauen Sie selbst:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
Indizes | 04.07.2013 | Änderung Vorwoche |
---|---|---|
Dow Jones | 14.989 | -0,2 % |
DAX | 7.994 | 0,0 % |
Nikkei | 14.310 | 4,7 % |
Euro/US-Dollar | 1,29 | -1,2 % |
Euro/Yen | 129,20 | 0,2 % |
10-Jahres-US-Anleihe | 2,50 % | 0,02 % |
Umlaufrendite Dtl. | 1,38 % | -0,02 % |
Feinunze Gold | 1.242 $ | 3,2 % |
Fass Brent Öl | 105,64 $ | 2,4 % |
Kupfer | 6.856 $ | 1,0 % |
Baltic Dry Shipping | 1.103 | -2,0 % |
2,5% in den USA und noch immer nur 1,38% in Deutschland, der Zinsunterschied bleibt sehr groß, dürfte meiner Erwartung nach in den kommenden Monaten sogar noch größer werden. Die US-Notenbank hat die Zinswende eingeleitet, während der Rest der Welt noch am Tropf der Liquiditätsspritzen hängt. In den vergangenen Tagen hatten viele Anleger befürchtet, andere Notenbanken, wie beispielsweise die EZB, könnten dem Beispiel der US-Notenbank folgen und ebenfalls ein Ende der lockeren Geldpolitik ins Auge fassen. Doch diese Befürchtung hat Supermario Draghi zerstreut, er kündigte eine sehr lange Phase der niedrigen Zinsen für Europa an und ließ sogar offen, weitere Zinssenkungen vorzunehmen. Na, was will der Alkoholiker, ähem der Anleger mehr? Das Suchtmittel bleibt reichlich verfügbar.
Auch in Japan hat sich inzwischen die Befürchtung als falsch herausgestellt, Abenomics könnten sich verhaltener entwickeln, nachdem die jüngste Sitzung der Bank of Japan nicht mit einer neuen Liquiditätsspritze endete. Und selbst China, die den Geldjunkies einen Denkzettel verpassen wollten, haben inzwischen eingelenkt und mit gezielten Liquiditätsmaßnahmen den Kollaps des Finanzsystems abgewendet. Es sieht mehr und mehr so aus, als sei Ben Bernanke allein auf weiter Flur mit seiner Zinswende und seiner Einschätzung, die US-Wirtschaft erhole sich.
Nachdem also kurz zuvor befürchtet wurde, die Welt könne Bernanke folgen, hat sich nunmehr herausgestellt, Bernanke ist vielleicht einen Schritt zu weit gegangen oder hat zumindest diesen Schritt sehr früh angekündigt.
Es könnte eine einfache Erklärung dahinter stecken: Bernanke ist amtsmüde. Seine zweite Amtszeit läuft nächstes Jahr aus, und er hatte sich ohnehin nur unmutig zur zweiten Amtszeit bereit erklärt. Nun steht er in den Geschichtsbüchern als Helikopter-Ben, der Geld aus dem Helikopter über dem Volk verstreut, um eine drohende Deflation zu bekämpfen. Das mag in der chaotischen Situation seiner Amtszeit geholfen haben, finanzmathematisch korrekt ist dies jedoch nur, wenn er anschließend die Liquidität wieder aus dem Markt herausnimmt.
So will er nun zumindest vor dem Ende seiner Amtszeit den Weg vorzeichnen, mit dem seiner Ansicht nach diese Liquiditätsabschöpfung vorgenommen werden soll.
Nun gibt es Diskussionen um seine potentiellen Nachfolger. Weitere Tauben, also ebenfalls Anhänger einer lockeren Geldpolitik, stehen hoch im Kurs. Die Hardliner gelten als Außenseiter. Sollte sich in den nächsten Monaten ein Favorit in den Vordergrund drängen, so dürften seine Aussagen schon bald wichtiger werden als die von Bernanke. Und sollte dieser Favorit zu verstehen geben, dass der von Bernanke vorgezeichnete Weg noch in weiter Ferne liege, dann wäre das wieder ein bullisches Signal für die Börsen.
Doch soweit ist es noch nicht. Derzeit erholen sich die Anleger von dem Schock aus Ägypten (Militärputsch), Portugal (Regierung kollabiert) und Griechenland sowie Zypern (die wollen wie immer mehr Geld). Es scheint, als können diese Krisenherde unter Kontrolle gehalten werden. Und das reicht schon aus, um für eine Erleichterungsrallye an den Aktienmärkten zu sorgen.
Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.
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