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Wochenrückblick 15. April - 19. April 2024

Begriffe wie Vergeltung und Eskalation schockieren Anleger ...von Stephan Heibel
Die Spannungen im Nahen Osten nehmen zu. In der vergangenen Nacht hat Israel einen Vergeltungsschlag auf den Iran ausgeführt. Insbesondere seit ich gehört habe, dass der Iran unter Vergeltung versteht, dass man eine überproportionale Reaktion zeigt, scheint eine Eskalation vorprogrammiert.

baerischHeute Nacht brachen die Aktienmärkte zunächst ein. Doch schon vor der Börsen Eröffnung war ein Großteil des Verlustes wieder aufgeholt. Reuters berichtete ohne Nennung von Quellen, dass der Iran keine weitere Vergeltung plane. Stattdessen setze man auf Infiltration. Im weiteren Tagesverlauf gab es nicht einmal eine Bestätigung für die Vergeltungsschläge, weder von Israel, noch vom Iran, noch von den USA.

Damit scheint es Israel wider Erwarten gelungen zu sein, zurückzuschlagen, ohne eine weitere Eskalation zu provozieren.

Derzeit gibt es in der Finanzbranche vier sogenannte sichere Häfen, die aufgesucht werden, wenn sich solche geopolitischen Ereignisse zeigen. Das sind zum einen US Anleihen, zum anderen Bundesanleihen. Natürlich zählt auch das Gold dazu und schließlich flüchtet Geld auch sehr gerne in den sicheren Hafen der Schweiz.

BundesoblWenn Anleihen nachgefragt werden, steigt deren Kurs und im Umkehrschluss fällt die Rendite. Das ist natürlich in der aktuellen Situation sehr hilfreich für die Regierungen in den USA und in Deutschland, denn der Zins für neue Schulden sinkt. Doch was von der Politik vielleicht als Entspannung wahrgenommen wird, ist in Wirklichkeit eine extrem angespannte Situation.

Die Konjunktur in Europa ist schwach. In Italien und Frankreich ufert die Neuverschuldung aus, sonst wären die Zahlen in Europa noch schlechter. Der Rückgang der Inflation ist in meinen Augen nur vorübergehend. Sollte die Situation im Nahen Osten eskalieren, würde der Ölpreis ansteigen. Weitere Importgüter würden knapp werden, was die Inflation wieder nach oben treiben dürfte.

In den USA hat man sich bereits weitgehend von Zinssenkungen im laufenden Jahr verabschiedet. In Europa hat die EZB eine erste Zinssenkung für diesen Sommer signalisiert. Ich bin gespannt, ob sie das dann tatsächlich durchführt.

Der sichere Hafen der Anleihen ist somit eine zweischneidige Klinge. Solange die geopolitischen Spannungen zunehmen, bleibt die Nachfrage groß und somit die Anleihekurse hoch. Das ist aber ein Szenario, dass ich mir nicht wünsche. Kommt es zur Entspannung, werden die Anleihekurse fallen und somit die Renditen, also das Zinsniveau, wieder steigen, was auch nicht unbedingt schön ist.

GoldDas Gold macht seinem Ruf als Krisenindikator alle Ehre. In diesem Jahr ist der Goldpreis gerechnet in Euro bereits um 16 % angestiegen. Größter Käufer ist nicht mehr wie in den vergangenen Jahren die Finanzbranche mit ihren ETFs, die dann überwiegend von Anlegern gehalten werden. Sondern derzeit wird sehr viel Gold nach China geliefert, wie wir in Schweizer Statistiken sehen.

Nachdem in Europa diskutiert wird, die Zinsen auf eingefrorene russische Vermögenswerte in die Ukraine zu schicken, ist weder der Euro noch der US-Dollar ein beliebter Zufluchtsort in der zunehmend bilateralen Welt. Chinas Reaktion, verstärkt Gold statt US-Dollar zu kaufen, ist in meinen Augen nur ein erstes Zeichen für die immer weiter zunehmenden geopolitischen Spannungen.

Und natürlich zahlt sich in dieser Situation die Neutralität der Schweiz aus. Der Franken war heute früh kurzfristig in die Höhe geschossen und notiert deutlich unter der Parität zum Euro. Wenn der Schweizer Franken weiterhin so fest bleibt, wird die Schweizer Nationalbank vielleicht als eine der wenigen Zentralbanken den Zins tatsächlich senken müssen.

Neben den sicheren Hilfen ist natürlich auf dem Ölmarkt viel los. Unruhen im Nahen Osten wirken sich immer auf den Ölpreis aus, weil dort nach wie vor die weltweit größten Ölreserven liegen. Nach der Meldung über den Beschuss des Irans durch Israel war der Ölpreis (WTI) kurzfristig um 5 % angesprungen. Inzwischen wurde dieser vorübergehende Kursgewinn jedoch wieder abgegeben.

Seit Jahresbeginn ist der Ölpreis bereits um 15 % angestiegen. Wir wissen, dass sich ein ansteigender Ölpreis mit etwas Verzögerung auch auf die Inflation auswirken wird. Auch von dieser Seite her ist also gehörig Druck auf dem Kessel.

In der abgelaufenen Woche haben einige US Banken bereits Quartalszahlen vorgelegt. Insbesondere das hohe Zinsniveau bescherte den Banken überwiegend gute Gewinne. Aber auch die große Finanzierungtätigkeit der US Regierung bescherte den Banken ordentliche Einnahmen. Auch in den USA springt die Neuverschuldung unter Joe Biden wieder an. Schulden werden mit der Ausgabe von Staatsanleihen finanziert, die von den Banken gekauft und oder im Markt platziert werden. Dafür erhalten die Banken eine Marge.

So fehlen der Aktienbörse derzeit Gründe, um die altbekannten Highflyer weiter nach oben zu treiben. Im Gegenteil, es gibt von allen Seiten aufziehende dunkle Wolken: geopolitische Spannungen, steigende Zinsen, steigende Rohstoffpreise. Nach den exorbitanten Kursgewinnen der vergangenen Monate in den glorreichen Sieben reicht bereits eine Käuferzurückhaltung, um die Kurse unter Druck zu setzen.

AbsturzSo gibt Microsoft 4 % ab, NVIDIA, 5 %, Apple 6 %, Amazon 4 % und Tesla sogar 12 %. Netflix wird künftig nicht mehr die Entwicklung der Abonnentenzahlen veröffentlichen, die Aktie gab diese Woche 10 % ab.

Auch in Deutschland mussten eine Reihe von Aktien Federn lassen. Allen voran Batterie Hersteller Varta mit -17 % und Sartorius mit -20 %, aber auch die deutsche Pfandbriefbank mit -9 %, secunet Security -8 %, Elmos -12 %, Salzgitter -8 % und Deutz -8 %. Die Verluste treten quer durch die Branchen auf und sind überwiegend durch individuelle Unternehmensmeldungen verursacht worden.

Es handelt sich um die stärkste Korrektur im noch jungen Jahr 2024. Korrekturen sind ein natürlicher Bestandteil einer jeden Rallye. Aktionäre mit schwachen Händen beziehungsweise schwachen Nerven werden in solchen Marktphasen aus dem Markt geschüttelt. Anschließend kann die Rallye fortgesetzt werden. So zumindest in einer gesunden Rallye.

Doch, ob die Granny noch gesund ist oder ob inzwischen ein zu hohes Kursniveau, zu hohe Bewertungen erreicht worden, oder aber ob die Konjunktur weiter Probleme bereiten wird, darüber wird an den Finanzmärkten derzeit intensiv diskutiert. Ich werde in Kapitel 4 meine Sicht der Dinge darlegen.

Schauen wir uns nun zunächst die Wochen Entwicklung der wichtigsten Indices an:
 

Wochenperformance der wichtigsten Indizes



 
INDIZES 19.4., 18:55 Uhr Woche Δ Σ '24 Δ
DAX 17.737 -1,1% 5,9%
S&P 500 4.967 -3,1% 4,4%
Nikkei 37.068 -6,2% 10,8%
Shanghai A 3.542 1,9% 13,5%
Euro/US-Dollar 1,07 0,0% -3,7%
Euro/Yen 164,62 0,9% 5,6%
10-Jahres-US-Anleihe 4,61% 0,12 0,75
Umlaufrendite Dt 2,51% 0,08 0,48
Feinunze Gold $2.398 1,8% 16,2%
Fass Brent Öl $87,46 -3,6% 13,3%
Kupfer $9.735 4,2% 13,3%
Baltic Dry Shipping $1.901 12,5% -14,3%
Bitcoin $64.094 -6,0% 52,2%



Auffällig ist der überproportional starke Verlust im japanischen Nikkei (-6 %). Japan hat erst kürzlich erstmals seit vielen Jahren wieder eine leichte Zinsanhebung vorgenommen, die ich eher als kosmetisch bezeichnen würde, um aus dem negativ Zinsumfeld herauszukommen. Wirklich steigende Zinsen sind auch nach 35 Jahren in Japan eigentlich noch nicht in Sicht.

Der Nikkei hatte die Trendwende euphorisch begrüßt, der japanische Aktienmarkt gehört zu den am besten performen Märkten dieses Jahres. Gleichzeitig ist der japanische Yen so schwach wie zuletzt 2008. 165 ¥ müssen für einen Euro auf den Tisch gelegt werden. Sollte die Schwäche anhalten, könnte die Bank of Japan gezwungen sein, das Zinsniveau schneller anzuheben als bislang mit den homöopathischen Schritten beabsichtigt. Das wiederum könnte die japanische Wirtschaft belasten. Ich denke, diese Überlegungen führten zu dem überproportional heftigen Ausverkauf des japanischen Aktienmarktes in dieser Woche.

BTCDer Bitcoin hat diese Woche 5% abgegeben, zwischenzeitlich war es auch schon mehr. Ich denke, Anleger haben zu einem großen Teil den Bitcoin noch nicht verstanden. Wer im Bitcoin spekuliert, der fährt diese Spekulationen bei aufziehenden geopolitischen Spannungen sofort runter, verkauft also seine spekulativen Bitcoin Positionen. Das belastet den Bitcoin kurzfristig.

Wir haben aber den Bitcoin bewusst nicht als Spekulation ins Portfolio geholt, sondern als Absicherung gegen gerade diese geopolitischen Spannungen. Ich gehe davon aus, dass der Bitcoin anschließend umso mehr zulegen wird, wenn die Spekulanten erst einmal aus dem Markt geschüttelt wurden. Der Bitcoin ist überaus volatil, daher traue ich mir kaum eine Aussage darüber zu, auf welchem Niveau das sein könnte.

Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt) Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten. Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar. Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren. Die Verwendung der Inhalte dieses Wochenrückblicks erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

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