Wenn wir nach wie vor von einem volatilen Sommer ausgehen, dann sollte nun schon bald wieder eine Phase der Ernüchterung folgen. Den Ausbruch nach oben haben wir ja erst für diesen Herbst terminiert. Doch die Börse gibt sich überraschend robust, insbesondere vor dem Hintergrund der vielfach schwachen Quartalszahlen, die wir in diesen Tagen von US-Unternehmen präsentiert bekamen.
Intel hat das mobile Internet unterschätzt, Yahoo! hat es gar nicht kommen sehen, und Microsoft bleibt auf seinen Tablets sitzen. Oracle hat die Cloud verpasst, IBM ist überrascht von rückläufigem Serverabsatz und SAP ist überrascht von den hohen Kosten der Umstellung auf das Cloud-Angebot. Ich bin gespannt was Facebook nächste Woche zur sozialen Vernetzung über das mobile Internet zu melden hat. Man sollte meinen, dass die IT-Welt Kopf steht, denn die einstigen Vorzeigeunternehmen flüchten sich in Ausreden.
Die Großwetterlage scheint derzeit wichtiger zu sein als die einzelnen schlechten Quartalszahlen, denn die Indizes haben nach dem jüngsten Rekordanstieg, trotz der schlechten Quartalszahlen der vergangenen drei Tage, kaum nachgegeben. Schauen Sie selbst:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
Indizes | 18.07.2013 | Änderung Vorwoche |
---|---|---|
Dow Jones | 15.549 | 0,6 % |
DAX | 8.337 | 2,2 % |
Nikkei | 14.590 | 0,6 % |
Euro/US-Dollar | 1,31 | 0,5 % |
Euro/Yen | 131,49 | 1,5 % |
10-Jahres-US-Anleihe | 2,53 % | -0,04 % |
Umlaufrendite Dtl. | 1,28 % | -0,04 % |
Feinunze Gold | 1.290 $ | 1,0 % |
Fass Brent Öl | 108,56 $ | 0,9 % |
Kupfer | 6.885 $ | -0,6 % |
Baltic Dry Shipping | 1.146 | 0,6 % |
Die in meinen Augen wichtigsten Wochenveränderungen sind die beiden 0,0% bei den US- und deutschen Anleihen. Die Rendite hat sich stabilisiert. Nach der angekündigten Zinswende durch Ben Bernanke waren insbesondere die US-Anleihen ausverkauft worden. Anleger mussten lernen, dass die vermeintlich sicheren Anlagen durchaus für Kursverluste von bis zu 20% binnen weniger Tage verantwortlich sein können. Dramatisch, denn gerade die Anleihen werden ja zur STABILISIERUNG von Schwankungen im Depot gehalten.
Wer sich also nicht von der Perspektive steigender Zinsen und damit fallender Anleihepreise abschrecken ließ, der wurde sodann von der starken Volatilität in den Staatsanleihen verschreckt. Sicher ein nicht unwichtiger Grund dafür, dass Anleger in den vergangenen Wochen wieder stärker auf Aktien zugriffen, Aktienfonds verzeichneten endlich wieder ordentliche Zuflüsse.
Wir haben nun also ein höheres Zinsniveau, doch noch kein "zu hohes" Zinsniveau. Steigende Zinsen sind ein gutes Zeichen, deuten sie doch auf eine Verbesserung der Konjunktur. Jedoch sind zu schnell steigende Zinsen schädlich, weil sich Unternehmen nicht schnell genug auf die neuen Finanzierungsbedingungen einstellen könnten. Zudem herrschte in den USA die Angst, zu schnell steigende Zinsen könnten den Konjunkturaufschwung abwürgen. Der Konjunkturaufschwung beruht ja gerade zu einem großen Teil auf den günstigen Finanzierungsbedingungen. Es ist und bleibt ein Drahtseilakt für Fed-Chef Ben Bernanke, die Wirtschaft auf steigende Zinsen vorzubereiten, doch gleichzeitig ein zu schnelles Ansteigen der Zinsen zu verhindern.
Ein Teil der verprellten Anleiheanleger wird auch Gold gekauft haben, das Gold hat sich inzwischen deutlich von seinem Tiefstkurs erholt.
Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.
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