Da ich jedoch noch nicht mit einer Einigung rechne, dürfte es dann am Montag weiter bergab gehen. Das Kursniveau ist noch viel zu hoch, als dass die Kongressabgeordneten den Druck verspüren, eine Einigung zu finden.
Gestern Abend habe ich einen Kabarettisten gesehen, der ein neues Merkel-Phänomen beschrieb: Gleichgültigkeit. Es geht uns zu gut, als dass wir wütend bei unseren Politikern anrufen und Änderungen einfordern. In den USA sieht es ähnlich aus, die Wirtschaft schickt sich an, aufzuschwingen, und die US-Bevölkerung ist zufrieden beschäftigt. Zudem sagt Warren Buffet, dass die zwangsweise Aussperrung von öffentlich Angestellten kein Drama darstelle. Wenn das nur ein oder zwei Wochen dauere, werde man das kaum in der Konjunkturentwicklung des Landes sehen.
Sollen die Politiker sich doch um das Haushaltsbudget streiten wie sie wollen, es wird ja früher oder später doch zu einer Einigung kommen, werden sich die meisten US-Wähler denken. Und die Politiker erfreuen sich weiter in ihren konträren Lagern, peitschen die Stimmung weiter rauf - vergeblich - und verspüren nicht den geringsten Druck, ihre Position aufzuweichen. Daher wird diese unentschiedene Situation meiner Ansicht nach noch eine Weile anhalten.
Was könnte denn Bewegung in die Verhandlung bringen? Was wird zuerst kommen, das Ei oder die Henne? Wird eine andauernde Unentschiedenheit im Kongress die Aktienkurse drücken? Oder sind eben niedrigere Aktienkurse notwendig, um Bewegung in die Verhandlung zu bringen? Ich glaube letzteres!
Nicht wegen der Patt-Situation fallen die Kurse, sondern erst wenn die Kurse fallen wird die Patt-Situation aufgehoben werden. Erst wenn Wähler ihrem Unmut über die unverantwortliche Haltung der Politiker Luft machen, wird Bewegung in die Verhandlungen kommen. Und um die Gleichgültigkeit der Wähler zu beenden, braucht es etwas, das jedem Wähler weh tut: Ein Verlust in seinen Aktienfonds, einen Vermögensverlust.
Es ist daher auf dem noch immer hohen Niveau in meinen Augen zu früh, um an eine Lösung an diesem Wochenende zu glauben.
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
Indizes | 10.10.2013 | Änderung Vorwoche |
---|---|---|
Dow Jones | 14.996 | -2,2 % |
DAX | 8.598 | -0,8 % |
Nikkei | 14.024 | -5,0 % |
Euro/US-Dollar | 1,36 | 0,9 % |
Euro/Yen | 132,31 | -0,6 % |
10-Jahres-US-Anleihe | 2,61 % | -0,04 % |
Umlaufrendite Dtl. | 1,46 % | -0,01 % |
Feinunze Gold | 1.318 $ | -0,6 % |
Fass Brent Öl | 109,01 $ | 0,2 % |
Kupfer | 7.198 $ | -1,1 % |
Baltic Dry Shipping | 2.047 | -3,1 % |
Am stärksten ist der japanische Nikkei mit -5%eingebrochen. Die ungewisse Situation des US-Haushaltsbudegets wird weithin als Grund angeführt. Das ist auch nachvollziehbar, denn der Aufschwung in Japan wird durch billiges Geld, durch einen schwachen Yen und dadurch letztlich eine hoffentlich anziehende Nachfrage aus dem Ausland genährt. Sprich: Japan macht sich derzeit wettbewerbsfähig für die internationalen Märkte, insbesondere die USA als Haupt-Handelspartner. Wenn nun die USA in wirtschaftliche Schwierigkeiten laufen sollten, was vor dem Hintergrund der Patt-Situation nicht ausgeschlossen werden kann, sind die Anstrengungen Japans umsonst.
Der DAX hält sich verhältnismäßig gut. Wo sonst kann man derzeit investieren? In den USA nicht, in Japan nicht, lediglich Deutschland steht verlässlich da. Immerhin hat Angela Merkel die Wahlen gewonnen und international nimmt man beruhigt zur Kenntnis, dass die Politik, die Deutschland in den vergangenen acht Jahren so gestärkt hat, unverändert fortgesetzt wird... zumindest glaubt man dies.
Besser noch: EZB Chef Supermario Draghi sprach diese Woche davon, das die EZB bereit stehe, gegebenenfalls weitere liquiditätsfördernde Maßnahmen zu ergreifen. Während also in den USA nur noch der Zeitpunkt des Tapering (Drosselung der Liquiditätsflutung) diskutiert wird, verspricht unser Supermario mehr Geld. Man sollte meinen, dass der Euro vor diesem Hintergrund zur Schwäche neigt. Doch der erklimmt neue Hochs, weil noch immer die Angst im Markt existierte, Europa könne wieder ins Trudeln geraten, wenn die Geldschraube zu früh angezogen wird.
Auch die Rallye im Baltic Dry Verschiffungsindex macht eine Pause. Der Index ist ein guter Indikator für die Im- und Exportaktivität Chinas, doch auch dort wird man aufgrund der in den USA bestehenden Patt-Situation vorsichtig.
Disclaimer: Der Wochenrückblick wurde von Stephan Heibel verfasst, Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, den Sie unter www.heibel-ticker.de kostenfrei und unverbindlich beziehen können.
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